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Standfestigkeit (Rooting) in Qigong & Taijiquan - Warum es auch in Corona-Zeiten hilfreich ist

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Das Konzept der Standfestigkeit

Das Konzept der Wurzelbildung und der Meditation “Stehenden Pole” (Zhan Zhuang) ist eng miteinander verbunden. In der Tat sind die statischen Stehübungen eine Methode, um eine feste Wurzel zu entwickeln. Das Wurzeln bezieht sich nicht nur auf eine starke Verbindung zum Boden, sondern überträgt sich auch auf viele andere Bereiche Ihres Lebens.

Lassen Sie mich ein paar Fragen stellen.

Wenn Sie fest stehen, könnte ich Sie dann trotzdem wegschieben?
Haben Sie Schwierigkeiten sich neuen Situationen anzupassen?
Schweifen Ihre Gedanken die ganze Zeit ab?
Sind Sie unorganisiert und fühlen sich unproduktiv?
Sind Sie leicht erschüttert und aus dem Konzept gebracht?

Die Übung der Verwurzelung (Entwicklung einer starken Bodenverbindung) ist für Qigong oder die Kampfkunst wesentlich. Ihr Training wird allerdigs auch Ihr gesamtes Leben und Ihre Persönlichkeit beeinflussen und Sie als die Person prägen, die Sie sind oder sein wollen. Schließlich geht es um Bewusstsein und Selbstfindung. Nicht nur auf esoterische Weise, sondern auch auf praktische und anwendbare Weise. Zuerst müssen Sie Ihre Schwächen und die Dinge, die Sie aus dem Gleichgewicht bringen, kennen (erkennen) und akzeptieren, dann können Sie daran arbeiten.

Die Yijin Jing, (und Zhan Zhuang Gong) ist meiner bescheidenen Meinung nach, die beste Methode, um Ihre persönlichen Ziele der Selbstkultivierung zu erreichen und zu manifestieren. Jede Haltung gibt Ihnen viel Einblick in sich selbst, verbindet Sie mit der Erde und der universellen Energie und baut Sie von Grund auf zu einem geistig und körperlich starken und gesunden Menschen auf.

 "Steh wie ein Nagel, sei formlos wie der Wind."

Um das Beste aus Ihrer Qigong-Übung herauszuholen, achten Sie auf Ihre Wurzel und Ihr Fundament. Wenn Sie an eine Haltung oder Bewegung denken, gibt es auch eine Wurzel für diese individuelle Form oder Bewegung. (Das Wurzeln umfasst nicht nur den Körper, sondern auch einzelne Bewegungen.) Jede Haltung oder Form hat ihre einzigartige Art des Wurzelns, die durch ihren Zweck oder ihr Prinzip bestimmt wird.

Zum Beispiel möchten Sie in bestimmten Qigong-Wahrnehmungsübungen das Qi zu Ihren Handflächen führen. Im Yijin Jing Programm haben wir dies mit verschiedenen Übungen getestet. In kurz, wir haben uns vorgestellt, dass wir ein Objekt nach vorne schieben, während wir unsere Muskeln entspannt haben.

In dieser speziellen Übung müssen Ihre Ellbogen nach unten zeigen, um das Wurzelgefühl für den Stoß aufzubauen. Wenn Sie die Ellbogen anheben, verlieren Sie das Gefühl der Absicht der Bewegung, da der Stoß unwirksam wäre, wenn Sie etwas wirklich kraftvoll stoßen wollen würden. In diesem Fall ist der Ellbogen die erste Wurzel der Bewegung. Aber natürlich muss diese Wurzel mit der Wurzel Ihres Körpers verbunden sein, die sich im Boden befindet, um fest und vollständig zu sein. Dies wird durch das Entspannen der Muskeln und durch die Beanspruchung tieferer Gewebe, wie z.B. Faszien, bewirkt…

In der Theorie hört sich das immer sehr einfach an. Die Umsetzung ist allerdings schwieriger als man denkt. Zunächst müssen wir lernen, wie wir die Muskeln im Körper entspannen können. Obwohl es relativ einfach ist, die großen Muskeln zu spüren und zu entspannen, ist es eine Herausforderung die mentale Präsenz tiefer im Körper zu platzieren und sich der inneren muskulären Struktur bewusst zu werden. Wir müssen also gleichzeitig unsere Eigenwahrnehmung verbessern, um in der Lage zu sein, auch die tieferliegenden Muskeln und Gewebe zu spüren und zu entspannen. Das Ziel ist es, die Struktur unserer Knochen anzuheben und die Gewebe (alles was nicht Knochen ist) nach unten zu lösen. Dieser Zustand wird im Qigong und Taijiquan als “song” beschrieben. Es ist der Ausgangspunkt, von dem aus wir in der Lage sind, chronische Verspannungen zu lösen und das Netzwerk von Geweben in unserem Körper wieder herzustellen. Schritt für Schritt wird sich der ganze Körper wieder miteinander verbinden. Wenn wir unsere Muskeln sehr gut entspannen können und den Körper wieder als eine Einheit verbunden haben, können wir unseren Schwerpunkt senken und unsere ganze Masse in die Füße leiten. (Qi sinken) Somit stellen wir eine sehr starke Verbindung zum Boden her. Diese Technik ist unter Anderem ein Teil von Taijiquan und dient dazu die gegnerische Kraft zu absorbieren und in den Boden zu leiten. Der Körper verhält sich dann wie ein Fels in der Brandung. Wenn die Muskeln angespannt sind, wird dieser Fluss unterbrochen und der Schwerpunkt bleibt höher. Dies ist immer der Fall wenn man versucht Kraft mit Kraft zu besiegen. Man sagt deshalb: Das Weiche besiegt das Harte. Es gibt allerdings noch viele weitere Vorteile dieser Übung. Die komplette Verbundenheit und die Entwicklung der Sehnenlinien im Körper sorgt zum Beispiel für optimierte Körperfunktionen und eine gesunde Infrastruktur für Qi und andere Substanzen, die für die lebenswichtigen Prozesse im Körper zuständig sind. Aber mehr dazu später.

Das Qi sinken lassen

Während der stehenden Meditation müssen Sie sich zuerst entspannen und Ihren Körper und Geist beruhigen, bevor Sie Ihre Wurzel entwickeln können. Während Sie sich entspannen, lösen sich bereits die groben Verspannungen in den verschiedenen Teilen Ihres Körpers auf und Sie finden einen bequemen Weg, um zu stehen. Dann muss allerdings auf eine bestimmte Haltung geachtet werden und viele Prinzipien müssen angewendet werden. Mit der richtigen Körperausrichtung und nach vielen kleinen Justierungen und bewusstem Entspannen, werden Sie Schritt für Schritt aufhören, gegen den Boden zu kämpfen, um Ihren Körper aufrecht zu erhalten. (Der Körper ist durch die Struktur der Knochen, die wie ein Rahmen sind, erhoben. Alle Muskeln können wie nasse Kleidung von diesem Rahmen “hängen”). Ihr Qi kann sinken und die Masse Ihres Körpers wird von den Füßen und Beinen empfangen. Außerdem lernen Sie, sich auf die Struktur Ihres Körpers zu verlassen. Dadurch können sich die Muskeln noch mehr entspannen. Da Ihr Körper nicht darum kämpft aufrecht zu stehen, wird Ihr Yi (Weisheitsgeist) nicht nach oben drücken und Ihr Körper, Geist und Qi werden in der Lage sein zu sinken. Dieses Gefühl der Verwurzelung wird irgendwann zur Gewohnheit und Ihr Körper wird in der Lage sein, diesen Zustand innerhalb eines kurzen Augenblicks zu erreichen. Das “Rooting” wirkt sich außerdem sehr positiv auf die mentale Gesundheit aus. Es hilft Ihnen, schwierige Lebenssituationen zu meistern, ohne Ihren ruhigen und friedlichen Geisteszustand zu verlieren.

Eine Metapher.

Wenn Sie schlammiges Wasser ruhig stehen lassen, setzen sich die Sandpartikel allmählich auf dem Boden ab und lassen das Wasser darüber klar und rein. Auf die gleiche Weise sinkt Ihr Qi zu Ihrem Dan Tian und in die Füße. (Yongquan) Wenn Sie Ihren Körper entspannen wird Ihr Schwerpunkt gesenkt, Ihr Körper und Geist sind ausgeglichen und ruhig. Von hier aus können Sie beginnen, Ihre Wurzel zu entwickeln.

Die größte Herausforderung für die Entwicklung einer guten Wurzel:

Der Verstand (Geist)!

Im Ernst, wenn Sie Schwierigkeiten haben, in einen ruhigen Zustand einzutreten, verstehe ich das. Das musste ich auf die harte Tour lernen. Es dauerte 3 Monate, bis mir klar wurde, dass ich den Prozess meiner Yijin Jing-Übung erschwere, weil mein Geisteszustand nicht ruhig und friedvoll war. (Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch keine sitzende Meditation praktiziert.) Der ständige Gedankenfluss und meine Beschäftigung mit ihnen war für mich der wichtigste ablenkende Faktor. Wie Sie wissen, ist es für die Entwicklung Ihrer Wurzel wichtig, den Geist zu regulieren und ruhig und friedlich zu bleiben (um die tiefe Entspannung zu fördern). In der Tat kann es gefährlich sein, wenn Sie fortgeschrittene Energiearbeits- und Meditationstechniken üben, in denen Sie Ihr Qi leiten. Wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihren Geist zu regulieren, könnten Sie Ihr Qi an die falschen Stellen führen. Für Anfänger kein Grund zur Sorge, aber je mehr Energie Sie kultiviert haben, desto größer ist die Wirkung auf den Körper. Deshalb sollten Sie immer ehrlich zu sich selbst sein und Ihre Fortschritte sorgfältig bewerten. Lassen Sie sich von Ihrem Ego nicht bestimmte Erwartungen auferlegen, wie schnell Sie Fortschritte machen sollten, sondern üben Sie einfach täglich und akzeptieren Sie, wo immer Sie sich gerade befinden. Wenn Sie Zweifel haben, setzen Sie sich mit mir in Verbindung und wir werden Ihre Situation besprechen.

Eine weitere Metapher.

Der Baum beginnt als Samen. Durch die Zeit und die Exposition gegenüber den Elementen wird der Stamm stark und seine Wurzeln reichen tief in den Boden. Der Baum hat jetzt ein solides Fundament und kann viel höher werden. Wind, Sonne, Luft und Wasser sind ihre Lehrer und er hat vor langer Zeit erkannt, dass es keinen Sinn macht, gegen sie vorzugehen. Warum sollten er steif und angespannt bleiben und gegen die Elemente kämpfen, wenn er sogar abhängig von ihnen ist? Daher entschied er sich, nachzugeben und seine Zweige flexibel zu gestalten, um sich auf natürliche und harmonische Weise an neue Umstände anzupassen. Seine Methode ist es, standfest zu bleiben, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, und im gegenwärtigen Moment flexibel zu bleiben.

Der neue Samen ist der Beginn unserer Qigong-Übung und Selbstkultivierung. Durch sorgfältiges und konsequentes Üben über einen langen Zeitraum werden wir stark und sehr gut verwurzelt. Unsere Lehrer sind die Erfahrungen, die wir im Leben machen, und wir können sie nur akzeptieren und daraus lernen. Wenn Sie auf starre Weise neuen Zeiten und Umständen begegnen, werden Sie gegen den natürlichen Weg der Dinge verstoßen. Geben Sie sich ihnen hin, arbeiten Sie mit ihnen und seien Sie im gegenwärtigen Moment flexibel.

Lasst uns versuchen, mehr wie ein Baum zu sein. Besonders in Zeiten wie diesen.

In diesen Kursen unterrichte ich, wie wir diese Qualität entwickeln können.

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